Fashion und AR — Schluss mit Fehlkäufen und Retouren

getbaff.de
4 min readDec 7, 2020

Laut Statista werden 2020 Retouren im Wert von 550 Milliarden Dollar getätigt. Besonders durch den Anstieg des Online-Shoppings, zuletzt bestärkt durch die Corona-Pandemie, sind die Zahlen dieses Jahr monströs.

Wie könnte das verhindert werden?

Wenn man nur die Passform der Kleidungsstücke vorher sehen könnte…

Die Lösung: Augmented Reality.

Jeder kennt dieses Szenario: man will bequem online shoppen, sieht unzählige Teile, die einem gefallen und bestellt sie. Sind sie angekommen, muss man enttäuscht feststellen, dass sie gar nicht passen, einfach blöd sitzen oder die Farbe nicht der Vorstellung entspricht. Was im Online-Shop als „Taupe“ betitelt wurde, geht in echt dann doch zu sehr ins Braune. Die Folge: Retouren über Retouren.

Auch auf die lästigen Anproben im Geschäft, das ständige Aus- und Anziehen hast du keine Lust oder du hast einfach keine Zeit dazu. Macht nichts, denn die Fashionbranche hat AR für sich entdeckt.

Hol dir die Modenschau in dein Haus

Asos hat ein AR-Feature namens Virtual Catwalk entwickelt, das ein virtuelles Model die Anziehsachen vorführen lässt — auf einem virtuellen Catwalk.

So kann man erahnen, wie die Produkte fallen und sitzen, man kann aus der Nähe jedes Detail betrachten und sich die Stücke aus allen Perspektiven anschauen.

Mit der Corona-Pandemie kam bei Asos ein Problem auf, dass sich ebenfalls mit AR lösen lies: Die Fotoshootings für die Produkte konnten aufgrund des Virus nicht stattfinden, daher wurde Augmented Reality zur Hilfe genommen, um simulierte Fotos von echten Models zu erstellen. Mehr als 500 Kleidungsstücke aus dem Shop konnten durch das Feature auf Models mit verschiedenen Kleidergrößen projiziert werden. So kann man erahnen, wie die Stücke an der eigenen Figur aussehen werden.

Das Versandhaus OTTO bot bereits 2011 eine virtuelle Anprobe einiger Kleidungsstücke auf Facebook an; über die Webcam konnte man diese live anprobieren und bei Entscheidungsschwierigkeiten sofort seine Facebook Freunde zu Rate ziehen.

Keine schlechte Sache, denn bewiesenermaßen probieren Kunden lieber die Kleidungsstücke an, bevor sie sie kaufen. Nicht nur im Laden, sondern am liebsten auch beim Online-Shopping.

Ein ganz neues Shopping-Erlebnis

Und bei dem ganzen Online-Shopping müssen sich Modehäuser und Bekleidungsgeschäfte wirklich was einfallen lassen, um sich irgendwie durchsetzen zu können und wettbewerbsfähig zu sein.

Konsumenten geben in den letzten Jahren nachweislich mehr für Erlebnisse aus, als für Waren. Daraus lässt sich ableiten, dass die Nachfrage für Erlebnisse und Erfahrungen steigt.

Wie wäre es denn, Waren und Erlebnisse zu vereinen und für das ultimative Kauferlebnis zu sorgen? Klingt abstrakt, wird aber sogar schon von vielen Unternehmen angewendet.

Beispielsweise durch virtuelle AR-Umkleidekabinen, bei denen man sich gar nicht mehr an- und ausziehen muss. Der asiatische Hersteller FXGear entwickelte den FXMirror, auf dessen „Spiegelbild“ man per Gestik Outfits auswählen und dein Spiegelbild dann damit virtuell einkleiden kann.

Oder durch coole In-Store AR-Kampagnen: die spanische Modemarke Zara bot im Jahr 2018 in den Stores die Zara Studio Collection mit einem AR-Feature an. Mit der Zara AR App mussten die Nutzer nur die Kamera der App auf ein Schaufenster oder Display im Laden richtgen und schon konnten gewünschte Kleidungsstücke per AR auf die Models Léa Julian und Fran Summers projiziert werden. Gefiel einem was man sah, konnte das Kleidungsstücke sofort per Klick über die App gekauft werden. Das Feature konnte man zwei Wochen lang in fünf deutschen Zara-Filialen erleben.

These shoes are on fire

Ein ganz anderes AR Feature wandte Puma an: im April 2019 brachten sie den ersten Augmented Reality Schuh auf den Markt, den LQD Cell Origin Air. Die Sneaker sind durch und durch mit 2D-QR Codes bedeckt, die durch scannen mit der Smartphone Kamera verschiedenste Erlebnisse freischalten. Beispielsweise fängt der Schuh nach dem Scan virtuell an zu brennen!

Apropos Schuhe — Wanna Kicks ist eine Mobile AR-App, mit der man Schuhe „anprobieren“ kann. In der App werden durch die Smartphone-Kamera die eigenen Füße erkannt. Nun kann man sich durch eine Liste von Sneakern probieren und schauen, wie diese am Fuß aussehen. Der virtuelle Schuh setzt sich in Echtzeit auf deinen Fuß und lässt sich ziemlich gut verfolgen, wenn man sich bewegt, die Füße dreht oder den Kamerawinkel ändert. Man kann sogar gehen und die AR-Sneaker werden wortwörtlich auf Schritt und Tritt folgen. Die Technologie bringt Vorteile für Kunden und Händler:

Je besser man sich vorstellt, wie ein Paar Turnschuhe aussieht, wenn man sie tatsächlich trägt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man den richtigen Kauf tätigt und desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man einen Artikel zurückgibt. Win-Win, für beide Parteien.

Auch die französische Bekleidungsmarke Lacoste lässt schon 2014 ihre Schuh-Kollektion über eine Android-App an den Füßen der Nutzer erscheinen. Converse und auch Vans ziehen nach.

Ob die Schuhe auch bequem sind oder das gewählte Kleidungsstück auch wirklich passt, kann man im Endeffekt nur durch Anprobieren herausfinden. Augmented Reality kann jedoch einen großen Teil zur Visualisierung der Produkte und damit zur Entscheidungsfindung beitragen.

Von Fast Fashion bis zu Luxusmarken

AR kann also sowohl Shopping als auch Online-Shopping zu einem besonderen Erlebnis machen, das Interaktion zulässt und vielfältig in diesem Bereich einsetzbar ist. Mit der fortschreitenden Digitalisierung werden wir in Sachen Mode sicherlich noch viel von Augmented Reality sehen. Wir dürfen gespannt sein, welche kreativen AR-Kampagnen sich Marken und Werbetreibende noch ausdenken und damit außergewöhnliche Shopping-Erlebnisse für uns kreieren.

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