Ein kleiner Einblick in das Leben einer Frau im Technologie-Business

getbaff.de
3 min readSep 3, 2020

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Wie manche von euch aufgrund des Titels schon erahnen können, wurde dieser Text tatsächlich von einer Frau geschrieben — und obendrein von einer, die im Tech-Bereich arbeitet.

Selbstverständlich wissen wir alle, dass die Tech-Industrie eine sehr männer-dominierte Branche ist und es ist wohl keine Überraschung, dass die Erfahrung einer jüngeren Frau in dieser Industrie herausstechen könnte.

Alles, was ich schreibe, sind natürlich nur meine Wahrnehmungen und Erfahrungen und bevor ich über Vorteile sowie auch Schattenseiten spreche, werde ich mich erstmal vorstellen.

Ich arbeite in einem jungen Start-up im zentral westlichen Europa; der CEO ist gerade mal 30; die meisten meiner Mitarbeiter sind in ihren 20ern — die meisten Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, sind ebenso Start-ups. Die Mentalität hier grenzt sich stark von klassischen, traditionellen Unternehmen mit tausenden von Mitarbeitern ab.

Obwohl es, wie wir alle wissen, eine biologische Tendenz zwischen den Geschlechtern gibt, heißt das noch lange nichts für den Einzelnen. So habe ich persönlich mich trotz dessen, dass diese Industrie von Männern dominiert wird, im Tech-Bereich immer zuhause gefühlt. Ich habe schon viele „normale“ Arbeitsbereiche, wie Marketing, Business oder Management ausprobiert, doch ich habe mich immer etwas behaglicher und wohler beim Arbeiten in der Tech-Szene gefühlt.

Menschen sind zwar faszinierend, aber Technologie? Technologie lässt mich staunen, zieht mich in ihren Bann, lässt mich meine ganze Aufmerksamkeit einzig und allein darauf legen, fordert mich heraus und lässt mich wachsen.

So sehr ich mich auch immer davon angezogen gefühlt habe, es gab allerdings stets eine Sache, die mich auf Distanz hielt:

Die Erfahrungen damit, eine Frau im Technologie-Business zu sein.

Fast noch schlimmer, als die Menschen, die dich wegen deines Geschlechts immer unterschätzen, sind Menschen, die dich deswegen bevormunden und hoch anpreisen, als wäre meine Arbeit mehr Wert aufgrund meines Geschlechtes.

Ich fühlte mich, als bekäme ich dieses Lob nur, für das was ich bin, und nicht für das, was ich tue. Ich fühlte mich, als wäre ich ein Beispiel für Menschen, auf das sie zurückgreifen, wenn jemand sie auf ihre sexistischen Bemerkungen anspricht.

Ich wollte mich niemals so fühlen, als würde meine Arbeit anders geschätzt werden, weil ich eben das bin, was ich bin — sag mir, ob dieser Code gut ist; sag mir, ob meine Lösung effektiv ist; ob meine Verbesserungsvorschläge verständlich sind; sag mir, ob die Arbeit, die ich leiste, anerkannt wird — die Arbeit, die ich leiste, nicht wer ich bin. Behandle mich gleich, lass mein Geschlecht außer Acht, wenn es um die Bewertung meiner Arbeit und meines Bemühens geht. Ich wollte nie, dass mein Geschlecht hier eine Rolle spielt, also lass es außer Acht. Lass mein Verhalten, die Qualität und Effektivität meiner Arbeit die ausschlaggebenden Punkte sein, nicht meine Identität.

Das ist nicht nur etwas, dass ich persönlich bevorzugen würde — ich sollte auch annehmen, dass das Ganze die Kommunikation vereinfacht, oder?

Nachdem all das gesagt wurde, denke ich, dass diese Angelegenheit nicht nur im den Technologie-Bereich betrifft. In jedem männer-dominierten Berufsfeld wird es ähnlich sein; viele werden dich entweder bevormunden oder herabsetzen; dich hoch anpreisen, eine Frau in einer solchen Branche zu sein oder deine Anstrengungen ignorieren, eben weil du eine Frau in einer solchen Branche bist.

Unabhängig davon, wie komplex dieses Thema scheinen mag, ist es dennoch ein Thema, das angesprochen werden muss — der erste Schritt zur Besserung ist zu erkennen, dass es überhaupt ein Problem gibt, oder?

Ich persönlich freue mich auf eine Welt, wo diese Probleme immer weniger sichtbar werden und das Gendern der Talente, Qualifikationen und Jobpositionen genauso veraltet für die Gesellschaft wird, wie es für viele von uns schon ist.

Wir bewegen uns auf jeden Fall schon in die richtige Richtung, doch wir haben noch einen langen Weg vor uns, bis Frauen endlich uneingeschränkt ihren Leidenschaften nachgehen können. Und das, ohne gegen Glaswände und -decken zu laufen, die sie davon abhalten, an ihr Ziel zu kommen.

Zunächst scheint der Gedanke, eine Frau im Tech-Business zu sein, sehr bedrückend, doch wenn du erstmal das richtige Unternehmen und die richtigen Arbeitskollegen gefunden hast, sieht die Realität ganz anders aus.

Lass dich niemals von Furcht, Sorgen oder Zweifeln stoppen, denn es gibt sicher gute Arbeitsplätze, an denen du nicht wegen deines Geschlechtes anders behandelt wirst. Doch wenn du Pech hast, könnte sich das wie die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen anfühlen.

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